Vinylage

Der Begriff "Vinylage" ist von mir erfunden. Es handelt sich um ein Wortspiel aus "Vinyl" und "Collage", da meine Collagenreihe auf alten Schallplatten gestaltet wurde.
 

Ausstellungen:

- Zu gut für die Tonne / Galerie K34, Kiel

- Transmediale Exposition: Expanded Theater / Galerie Flämische Straße, Kiel


#1. Die Krönung der Feuer-Frau

Auf dieser Vinylage sind die Erinnerungen meiner Kindheit zu sehen. Der Hauptcharakter ist meine Mutter, die den Traum hatte, Schauspielerin zu werden. Ihre Wünsche und Träume konnten allerdings nicht erfüllt werden, weil meine Großeltern diese Berufswahl nicht akzeptiert haben. Später hatte meine Mutter allerdings doch die Möglichkeit einige Rollen im Theater vorzuführen.
Auf der Vinylage sind noch einige kleine Objekte zu sehen, die meine Kindheit und die Jugendzeit meiner Mutter symbolisieren. Die Schallplatten stellen auf der Bedeutungsebene einen Bezug zur Lebensdauer und des Prozesses des Lebens dar.
Tatsächlich hat eine Vinyl-Schallplatte bei entsprechender Pflege und richtiger Lagerung eine eine nahezu unbegrenzte Haltbarkeit.


#2. Armenische Mythologie: Anahit (Satala Aphrodite)

Noch heutzutage wird es diskutiert, ob dieser Kopf und die Hand zur griechischen Göttin Aphrodite oder zu ihrem armenischen Äquivalent Anahit gehört. Nach Angaben des British Museums stammt es aus dem 1. Jh. v. Chr.
Die Kunsthistoriker*innen haben dazu unterschiedliche Indizien gefunden und Thesen aufgestellt. Es wurde jedoch hauptsächlich Anahit zugeschrieben, weil ihr ein Tempel in Erez gewidmet ist, welcher sich in der Nähe befand. Satala befand sich zusammen mit Erez in der Provinz Acilisene Kleinarmenien. 

Auf meiner Vinylage wird der Kopf von Anahit aus drei Perspektiven dreidimensional gezeigt. Man sieht, dass ihre Augen, der Mund und ihre Ohren geschlossen sind. Sie beobachtet als Zeugin der Geschichte, wie weiter über Sie gesprochen wird. Die Armenische Mythologie im Allgemeinen spielt in meinem Leben eine wesentliche Rolle, weil es ein Teil meiner nationalen Identität ist.
Diese Collage könnte als eine Art kulturelle Botschaft interpretiert werden, sodass die Menschen mehr Zeit in ihre Kulturgeschichte investieren und sich auf das jeweilige kulturelle Erbe konzentrieren.
Dieses Werk ist meiner Schwester gewidmet, die auch Anahit heißt.


#3. Melpomene und Thalia: Die Musen der Theater-Kathedrale des Dionysos

Seit Jahrhunderte wird das Theater von zwei Masken begleitet. Melpomene und Thalia stellen Tragödie und Komödie dar. Diese sind zwei der sieben Musen der Künste.
Diese Hommage an Theater bzw. an Dionysos habe ich mit Requisiten und mit Bildern meiner Film-Trilogie „Saga“ dargestellt. Das Filmband stellt eine Verbindung zu den anderen zwei Vinylage her. Der Hauptcharakter ist Dionysos, der in der griechischen Götterwelt der Gott des Weines, der Freude, des Theaters, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns und der Ekstase war.
Auf der rechten Seite sind drei Masken zusehen: Die erste fungiert als ein Muster eines Harlekins, der eine Mischung der zwei Masken ist, also parallel glücklich und traurig guckt. Zwei ähnliche Frauenporträts symbolisieren die Zwillingsschwestern Melpomene und Thalia, die nicht nur Musen bzw. Priesterinnen von Dionysos waren, sondern die auch meine Musen sind, welche mir helfen, künstlerisch tätig zu sein. Das kleine kaputte CD-Stückchen unter dem Harlekin reflektiert die Umgebung der Ausstellung. Dadurch wird erneut das Zitat von William Shakespeare ins Leben gerufen: „Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab“.


#4. Das Grundgesetz

"Das Grundgesetz" ist die vierte Collage aus der Vinylage-Reihe und wurde auf einer alten Schallplatte geschaffen, deren glatte Oberfläche als ungewöhnliche Leinwand dient. Anstelle eines Rahmens schwebt das Kunstwerk auf einem Bilderrahmen, wodurch es aus der klassischen Präsentation ausbricht und die Grenzen von Form und Format verschiebt.

Im Zentrum stehen ein Paar Fotografien: Eine Hand, die einer anderen ein Blümchen reicht, symbolisiert das Geben und Nehmen, vielleicht eine Erinnerung an zwischenmenschliche Werte, die tief in den Grundfesten unserer Gesellschaft verwurzelt sind. Der Weizen, der Brot als Lebensgrundlage verkörpert, verweist auf die existenziellen Bedürfnisse, die uns heute mehr denn je beschäftigen.

Die Perlenkette, die wie ein Fluss am unteren Rand der Collage verläuft, symbolisiert die fließende Zeit oder vielleicht das verbindende Element zwischen den einzelnen Fragmenten des Werkes. Besonders kraftvoll ist das eigene Foto des Künstlers, das in vier Teile zerrissen und über die gesamte Fläche verteilt wurde. Diese Zersplitterung deutet auf innere Zerrissenheit oder das Ringen um Identität und Einheit hin – Aspekte, die auch in den komplexen Schichten eines gesellschaftlichen "Grundgesetzes" widerhallen.

Mit subtilen Symbolen und der texturierten Schichtung schafft die Collage eine dichte Atmosphäre, die den Betrachter auffordert, über die Grundbedürfnisse des Lebens und die Regeln des Zusammenlebens nachzudenken.

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